Sportgeräte

"Der Sport nimmt in der westlichen Gesellschaft breiten Raum ein: Ob als Freizeitvergnügen oder zur gesundheitlichen Ertüchtigung, zur Selbstoptimierung oder als Hochleistungssport – stets spielen dabei gesellschaftspolitische Faktoren und ökonomische Aspekte eine entscheidende Rolle. Selten ist der Sport Selbstzweck, fast immer geht es um Leistungssteigerung, um Sieg oder Niederlage. Für viele Sportarten werden deshalb spezielle, technische Hilfsmittel ersonnen, die das spezifische Training unterstützen und fördern sollen. Hier nun setzt Merlin Laumert mit seinen Sportgeräten an. Doch seine Trainingsgeräte sind keine Technoiden, stahlglänzenden Designobjekte, die bei den Benutzenden die Hoffnung wecken, das gesteckte Ziel auch zu erreichen. Seine Gerätschaften erscheinen rätselhaft, manche geradezu absurd, obwohl sie sich formal an ihre real existierenden Vorbilder orientieren. Aus einfachen, häufig zweckentfremdeten Materialien geschaffen, wirken sie ungelenk und dysfunktional – damit zu trainieren würde Sportler*innen vermutlich der Lächerlichkeit preisgeben, von fehlenden Sicherheitsnormen und dem damit verbundenen Risiko ganz zu schweigen.
Speer und Speerwagen wirken dagegen kostbar und fragil, ihr hoher ästhetischer Reiz lässt die mangelnde Funktionalität zunächst vergessen, der hölzerne Speer und der dazugehörige Kasten mit seinem langen Schiebedeckel lassen eher an eine überdimensionale Stiftebox denken. Die anspruchsvolle Disziplin des Speerwurfs mit ihren sorgsam austarierten Geräten ist seit der Antike bekannt, doch weder für den Sport noch als Waffe geeignet, entziehen sich die von Merlin Laumert geschaffene Objekte jeder funktionalen Zuordnung. Der Künstler weiß um die Bedingungen des Leistungssports und den dort herrschenden Optimierungszwang. Mit ihrer Übersetzung aus der Welt der Funktionalität und Ökonomie in den Kunstkontext bilden Merlin Laumerts Sportgeräte einen ironischen Kommentar zu der Verknüpfung von Sport und rationalem Kalkül und sind zugleich genuin künstlerischer Gestaltung."

(Dr. Maren Welsch, Schleswig-Holsteinischer Kunstverein)

Speer (Esche, 265cm)
Transportwagen (Stahl, 265cm)
Kasten (Mehrschichtholz, 268cm x 7cm x 7cm)
Füße für den Kasten (Stahl, 106cm)
Trainingsgeräte (ca. 30cm, Fahrradschlauch, Klebeband, Stahl, Ketten, Holz, Leder, Schaumstoff)
Demonstrationsvideo auf Tablet

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